Partnerschaftsprobleme: Tipps und Tools für eine starke Beziehung 
Ein Interview mit Dr. rer. med. Carolin Pirsich, Psychologische Psychotherapeutin
in der Fliedner Klinik Berlin 

 

Partnerschaften sind vielschichtig und werden von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Insbesondere das Elternwerden und das Älterwerden können Partnerschaften vor Herausforderungen stellen. In diesem Interview tauchen wir gemeinsam mit der Psychologischen Psychotherapeutin der Fliedner Klinik Berlin, Dr. Carolin Pirsich, in gängige Partnerschaftsprobleme ein, besprechen Lösungsansätze und erörtern hilfreiche Werkzeuge.

Frau Pirsich, welche Anliegen treiben Menschen dazu, sich mit Beziehungsthemen und Partnerschaftsproblemen an Sie zu wenden?

Beziehungsthemen sind sehr individuell. Zum einen spielen biografische Beziehungserfahrungen und die Persönlichkeiten der Partner:innen eine entscheidende Rolle. Zum anderen beeinflussen Lebensereignisse und Ressourcen im Lebenslauf, wie berufliche Veränderungen, Umzüge, Kindererziehung, die Pflege von Angehörigen oder eigene Gesundheitsprobleme, die Dynamik in Paar- oder Familienbeziehungen. Diese Dynamik kann sowohl förderlich als eben auch problematisch sein.

Wie wirkt sich das Elternwerden auf eine Partnerschaft aus?

Das „Mutter-Werden“ oder „Vater-Werden“ kann für viele eine Herausforderung sein, sowohl positiv als auch negativ. Die Geburt eines Kindes bringt Paare oft in Berührung mit ihren eigenen Beziehungserfahrungen aus der Kindheit. Emotionen und Bedürfnisse werden aktiviert, und Fragen zur eigenen Erziehung und zum Umgang mit Konflikten tauchen auf. Fragen wie, ob man genauso reagieren möchte, wie die eigenen Eltern, oder wie man mit eigenen und den Bedürfnissen des Kindes sowie den Anliegen der Partnerin oder des Partners umgeht. Zudem stellen sich Fragen zum Verhalten in familiären Situationen, zur unterschiedlichen Vorstellung in der Kindererziehung und zur gegenseitigen Zuneigung.

Wie verändert sich eine Partnerschaft im Alter?

Mit dem Älterwerden, besonders beim Eintritt in die Rente, ergeben sich neue Herausforderungen für Partnerschaften. Die gewohnten Alltagsroutinen und Aufgabenverteilungen ändern sich, und Fragen wie „Werden wir uns jetzt den ganzen Tag auf die Nerven gehen?“ oder „Wie können wir gemeinsam unseren letzten Lebensabschnitt sinnvoll gestalten?“ tauchen auf. Aber auch Themen wie die Rolle als Großeltern und der Umgang mit unterschiedlichen Erziehungsmethoden der eigenen Kinder an den Enkelkindern werden relevant.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, Beziehungsthemen anzugehen, und wo findet man Hilfe?

Es ist ratsam, sich diesen Themen zu widmen, bevor zu viele Belastungen auftreten oder ein:e Partner:in erkrankt, da eine belastende Paardynamik Erkrankungen aufrechterhalten kann. Erste Beratung und Unterstützung kann in Familienbratungsstellen wie ProFamilia, bei einigen Kirchengemeinden, bei Paartherapeut:innen, in der Paarberatung der Caritas oder auf wissenschaftlich begleiteten Selbsthilfe-Plattformen und Apps gefunden werden. Bei psychischen Erkrankungen sollten approbierte Psychotherapeut:innen konsultiert werden.

Kann es meiner Partnerschaft auch dann helfen, wenn ich die Beratung ohne meine:n Partner:in aufsuche?

Ein Einzelgespräch kann ebenfalls hilfreich sein. Dabei lernt ein:e Partner:in, die Beziehungsdynamik und sich selbst besser zu verstehen und konstruktive Veränderungen vorzunehmen. Denn eigene Veränderungen können sich positiv auf die Partnerschaft auswirken. Ein Beispiel ist eine Ehefrau, die anfing, ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen, eine erfüllende Aufgabe fand, ungenutzte Stärken einsetzte und dadurch ihre Zufriedenheit steigerte. Dies wiederum führte zu einer positiven Veränderung in ihrer Beziehung, einschließlich einer besseren Kommunikation und Konfliktlösung.

Welche Tipps fördern das Wohlbefinden in der Partnerschaft?

Eine ausgewogene Balance zwischen der gemeinsamen Fürsorge füreinander und der Selbstfürsorge ist für Paare und Eltern entscheidend. Partner:innen, die sich selbst fürsorglich behandeln, haben deutlich mehr Kraft und Freude, um einfühlsam aufeinander einzugehen und ihre:n Partner:in zu verstehen. Es ist wichtig, eigenständige Erfahrungen zu haben, über die man sich als Paar austauschen kann, wie auch gemeinsame Momente für gemeinsame Erinnerungen.

Eine wertschätzende Kommunikation ist ein weiterer Schlüssel zum Wohlbefinden in einer Beziehung. Konkrete Äußerungen, die Anerkennung und Akzeptanz ausdrücken, stärken das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Es gilt beinahe dasselbe Prinzip: Je besser es uns miteinander geht, desto leichter können wir mit den Anforderungen des Lebens und unseren Paarkonflikten umgehen.

Gibt es praktische Beziehungs-Tools für den Alltag?

Ein nützliches Werkzeug sind die "magnetischen Alltagshelfer“, die ich in meiner Arbeit für die Erfüllung von Bedürfnissen in Partnerschaften entwickelt habe. Die Magnete unterstützen Paare spielerisch dabei, Wertschätzung auszudrücken, sich zu organisieren, Entscheidungen zu treffen, Kompromisse zu schließen, ihre Werte und Lieblingsaktivitäten im Blick zu behalten und ihre eigenen Bedürfnisse zu kommunizieren. Auf den Magneten sind diese Themen mit Fotos und kurzen Texten dargestellt. Sets für „Zeit für uns“, „Zeit für mich“ und „Haushaltsaufgaben“ werden dabei am besten an Orten des Zusammenseins und Austauschs, wie dem Kühlschrank oder einer Wandheizung in der Küche platziert. Sie fördern ein wertschätzendes Alltagsritual, bei dem Paare sich abstimmen und ihren Tag sowie ihre Woche gemeinsam gestalten, um die Zufriedenheit im täglichen Miteinander zu steigern.

Wichtige Links:

ProFamilia: Beratungsstelle für Familien und Paare.
MutterVaterWerden.de: Ein Ansprechpartner für Paartherapie und Unterstützung.
SeniorWerden.de: Ressourcen für Paare im Alter.

PaarBalance.de: Wissenschaftlich begleitete Selbsthilfe-Plattform.
Recoupling.de: Kostenpflichtige App zur Paarberatung.
Magnetische Alltagshelfer: Die "magnetischen Alltagshelfer" von "muttervaterwerden" zur Stärkung Ihrer Partnerschaft.