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29.10.2020 13:10

Ein Stück UN in Ratingen - Theodor Fliedner Stiftung baut Behandlungsangebot für Menschen mit geistiger Behinderung aus

Am Fliedner Krankenhaus Ratingen wird das Behandlungsangebot für Menschen mit einer geistigen Behinderung und einer psychischen Erkrankungen ausgebaut. 12 reguläre stationäre Behandlungsplätze sowie 2 Behandlungsplätze für Notfälle stehen ab November zur Verfügung. Es gibt ein überregionales Versorgungsdefizit.

 

Modern und dringend benötigt kommt die neue Station für Menschen mit einer geistigen Behinderung und einer psychischen Erkrankung in Ratingen daher. „Es gibt ein klares Versorgungsdefizit, dem wir etwas entgegensetzen wollen“, erklärt Dr. Claudia Gärtner, mitverantwortlich für das im November eröffnende Angebot. Allein in Deutschland gebe es bis zu 200.000 psychisch stark auffällige Menschen mit einer geistigen Behinderung, denen oft der Zugang zu fachkompetenter Versorgung fehlt. „Denn dem gegenüber stehen nur ca. 500 stationäre Behandlungsplätze deutschlandweit, daher wird unser Abgebot überregional nachgefragt werden.“ 12 weitere stationäre und 2 Notfall-Plätze entstehen nun am Fliedner Krankenhaus. Dort werden neben einer umfangreichen Diagnostik und einer medikamentösen Behandlung auch Gruppen- und Einzelpsychotherapie, Soziales Kompetenztraining, Fertigkeiten-Training sowie ressourcenorientierte Gruppenarbeit und Entspannungsverfahren angeboten. Ergänzt wird das stationäre Angebot durch verschiedene Fachtherapien wie beispielsweise Musiktherapie oder Ergotherapie. Auch das hausinterne fachärztliche Neuro-Team steht bei Bedarf den Patient:innen zur Verfügung. Die Spezialstation für Menschen mit einer geistigen Behinderung und einer psychischen Erkrankung startet im November – Anfragen werden bereits entgegengenommen – und ist die notwendige Ergänzung des Fliedner Krankenhauses Ratingen zum schon seit sechs Jahren bestehenden ambulanten Angebot der Psychiatrischen Institutsambulanz für Menschen mit einer geistigen Behinderung.

 

„Wir sind sehr stolz, dass wir die Kompetenzen der Theodor Fliedner Stiftung hier fachübergreifend ausspielen können“, so Sven Einwächter, Oberarzt der Spezialstation. Er betont die besonderen Herausforderungen in der Behandlung von Menschen mit einer geistigen Behinderung, die über das übliche Setting eines psychiatrischen Fachkrankenhauses hinausgehen. „Die seelische Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung verlangt von den Behandelnden spezielles Wissen und Kompetenzen“, so der Oberarzt der Station. Das Team der Abteilung setzt sich daher aus verschiedenen Berufsgruppen mit therapeutischer Qualifikation und Berufserfahrung zusammen. Dazu gehören Fachmediziner:innen für Psychiatrie und Psychotherapie, Psycholog:innen und psychologische Psychotherapeut:innen, Gesundheits- und Krankenpflegekräfte, Heilerziehungspfleger:innen, Sozialarbeiter:innen und Fachtherapeut:innen. Eine wichtige Aufgabe haben dabei insbesondere die Pflegekräfte. Das Team um Bereichsleitung Anke Draszba hat vielfältige Aufgaben im Stationsalltag zu bewältigen. Als ständige Ansprech- und Bezugspersonen sind sie für die Patient:innen ein halt- und sicherheitsgebender Faktor. „Neben den pflegerischen Aufgaben übernehmen die Kolleg:innen auch pflegetherapeutische Gruppen- und Einzelangebote“, betont Anke Draszba. Auch pädagogische Aufgaben müssen im Stationsalltag von der Pflege bewältigt werden. Darum ist die Fachkrankenschwester für Psychiatrie froh, erfahrene Heilerziehungspfleger:innen in ihrem Team zu haben.

 

„Menschen mit geistigen Behinderungen haben ebenso Nöte, Ängste oder Konflikte, die sie bewegen und können darunter leiden“, sagt Sven Einwächter. Oft seien viele der auffallenden Verhaltensweisen Ausdruck seelischen Leids und in ihrer Diagnostik und ihrem Verlauf nicht vergleichbar mit Menschen ohne eine geistige Behinderung. Das Fliedner Krankenhaus Ratingen bietet mit der neuen Spezialstation somit ein individuell auf die Besonderheiten und Bedürfnisse zugeschnittenes Behandlungssetting. Ziele sind: Die Behandlung, Bewältigung und Förderung mit den Menschen zusammen, damit sie erfolgreich in das gewohnte Umfeld zurückkommen können.

Dr. Claudia Gärtner betont an dieser Stelle auch die Wichtigkeit der Verzahnung von Psychiatrie und Heilpädagogik: „Während der stationären Behandlung ist uns der Austausch mit den jeweiligen Betreuungsmitarbeitenden der Eingliederungshilfe sehr wichtig, sie kennen die Menschen zum Teil schon seit vielen Jahren und tragen wesentlich dazu bei, dass der Transfer der Behandlung in den Alltag der Patient:innen gelingen kann.“ Seelische Gesundheit ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Menschen entsprechend ihren Fähig- und Möglichkeiten selbstbestimmt am Leben teilnehmen können. So formuliert und fordert es auch die UN-Behindertenrechtskonvention seit 2008 von den unterzeichnenden Staaten, zu denen auch die Bundesrepublik Deutschland gehört: Das Recht von Menschen mit Behinderung auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit ohne Diskriminierung aufgrund von Behinderung und die Gewährleistung des Zugangs zu Gesundheitsleistungen, die von Menschen mit Behinderungen speziell wegen ihrer Behinderung benötigt werden, einschließlich gesundheitlicher Rehabilitation sind bindendes Recht. Zumindest in Ratingen und dem Kreis Mettmann ist man diesem Vorhaben einen Schritt näher gekommen.

 

 

 

Fliedner Krankenhaus Ratingen

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