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01.10.2018 13:10

Haus Engelbert wird zum grünen Haus - Die Wohnform für suchterkrankte Menschen hat den Garten perfekt in den Ernährungskreislauf integriert

„Unsere Bewohner sprechen schon von ,unserem‘ Garten“, sagt Stefan Fleuth. Der Einrichtungsleiter von Haus Engelbert erntet im wahrsten Sinne Früchte mit seiner Idee. Hinter der Einrichtung für suchterkrankte Menschen in Selbeck liegt ein idyllischer Garten, in dem seit einigen Monaten nicht nur gegärtnert, sondern auch angebaut und geerntet wird. „Für Menschen, deren Leben aus der Spur geraten ist, sind Erfolge wie sich um Pflanzen kümmern wichtige Momente.“ Mit der Zeit kamen Hochbeete oder Kräutergärten hinzu. „Die Bewohner planen einmal in der Woche, was gekocht werden soll und nutzen dafür auch das aktuell erntefrische Gemüse, Kräuter und Obst aus dem Garten.“ Der Garten liefert wichtige Zutaten wie Salate, Kräuter für Dips oder Obst für Desserts. „Nebenbei entlastet das auch den Geldbeutel der Einrichtung, ein willkommener Nebeneffekt.“
 

Ein Garten ist ein Stück Unabhängigkeit und steht für Selbstwirksamkeit
Im Haus Engelbert leben 32 Menschen mit der Hauptdiagnose Alkoholismus in einer abstinenten Lebensgemeinschaft. In dem offenen, trockenen Wohn- und Lebenskonzept ist gegenseitiger Respekt entscheidend. Das Soziotherapeutische Zentrum der Theodor Fliedner Stiftung hat es geschafft, den Erntekreislauf perfekt ins Haus zu integrieren. Im Haus kümmern sich 14 Menschen um den Anbau unter Mithilfe einer Pädagogin im Gartenbereich. „Es macht sich neben dem Geldbeutel vor allem in der Gruppendynamik bemerkbar“, so Stefan Fleuth. Schon seit vielen Jahren produziert das Haus Engelbert eigenen Apfelsaft in der Gartentherapie, der auch gegen Spenden verteilt oder als Präsent genutzt wird. „Damit fing alles an, die Idee zum Grünen Haus wurde dann mit der Bewirtschaftung der Gewächshäuser weiterentwickelt, die von den Fliedner Werkstätten kostenlos zur Verfügung gestellt werden.“ Hier kommt neben der tagesstrukturierenden Gartenarbeit auch der Spaß nicht zu kurz. „Schon bald küren wir die größte Sonnenblume und den größten Kürbis bei unserem Erntedankfest“, erklärt Stefan Fleuth den Wettbewerb, der seit einigen Monaten im Haus für Gesprächsstoff sorgt. „Es ist schön zu sehen, wie die Menschen einen Bezug zum Leben wiedergewinnen, das ist etwas, das sie über ihre Krankheit und gegenüber sich selbst oft verloren haben.“ Die Bewohner haben sich selbst das Ziel gesetzt, wieder ein unabhängiges, abstinentes Leben zu führen. Haus Engelbert leistet mit seinen Betreuern Hilfestellung. Zu dem Soziotherapeutischen Zentrum gehört auch der Haltepunkt Kaiserstraße in der Mülheimer Innenstadt. An beiden Standorten werden Menschen tagesstrukturierende Aktivitäten angeboten.