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14.03.2024 16:03

Aus dem Leben: Hörspielprojekt von und für Menschen mit Behinderungen

Achtung! Ab sofort kein Umgebungsgeräusch mehr – im Fliednerdorf sitzt die Gruppe um das Mikrophon in der Tischmitte und wartet. Anschließend startet die Aufnahme. Inzwischen sind einige bereits geübt im Einlesen der Sätze. Und so wird ein Charakter nach dem nächsten eingesprochen vom Team des neu gegründeten Hörspiel-Projekts „Handicapies erzählen Geschichten“. „Es ist eine ganz tolle neue Erfahrung für uns alle“, beschreibt Andreas Hesse aus dem Sozialen Dienst im Fliednerdorf die Stimmung. Auch er ist gleich dran. Entstanden ist die Idee aus dem Engagement des Vaters einer Bewohnerin. Rudolf Voland ist Rentner, für seine Enkel begann er Comics und Geschichten zu schreiben und zu vertonen, was wiederum auch seine Stieftochter Maja auf den Plan rief. Maja ist 45 Jahre alt und lebt aufgrund ihrer geistigen Behinderung seit über 17 Jahren im Fliednerdorf. „Ich recherchierte, ob es auch Hörspiele für Erwachsene in einfacher Sprache gibt“, so Rudolf Voland. „Leider ohne Erfolg.“ Dann eben also „selbst ist der Vater“ – mit vier fertigen Geschichten ging er auf die Verantwortlichen vom Fliednerdorf und dessen Förderverein zu. „Natürlich, wir waren alle sofort begeistert von der Idee Hörspiele von Menschen mit Behinderungen für – vor allem – andere Menschen mit Behinderungen zu produzieren.“ Seitdem treffen sich sechs Bewohner:innen, Andreas Hesse und Rudolf Voland zu gemeinsamen Aufnahmen. Die ersten Geschichten thematisieren das Leben der Menschen mit Behinderungen und Begebenheiten aus der Arbeit in den Werkstätten. Für die Volands ist das auch ein Familienprojekt, Vater Rudolf fungiert als Erzähler, Mutter Ute und Maja haben Rollen übernommen und der Sohn Andreas komponiert und spielt die Musik ein. Heute gibt es eine Überraschung fürs Team, denn die finale Fassung der Geschichten ist fertig. Während des Hörens konnten die Teilnehmer:innen oft lachen und waren durchweg begeistert – die erste CD-Miniauflage für die Teilnehmer:innen ist gerade fertig geworden. Nun ist der Förderverein gefragt. Mit dessen finanzieller Unterstützung ist das Ziel, eine größere Auflage für die Bewohner:innen des Fliednerdorfes spätestens im Sommer fertigzustellen. Und es gibt schon ein weiteres Projekt von „Die Handicapies erzählen Geschichten“– diesmal aus dem Bereich Science Fiction – auch in einfacher Sprache. Die Gruppe freut sich schon auf das Einlesen der Rollen!