Theodor Fliedner im Kurzportrait
Für Theodor Fliedner, geboren am 21. Januar 1800 in Eppstein, war sein Vater Vorbild und Inspiration. Der Sohn des Pfarrers Jakob Ludwig Fliedner und seiner Frau Henriette Fliedner äußerte bereits früh den Wunsch, selbst ein geistliches Amt bekleiden zu wollen. Mit 13 Jahren musste Theodor Fliedner den Tod seines Vaters hinnehmen, seine Mutter und Freunde der Familie ermöglichten ihm weiterhin des Besuchs am Gymnasium, das ihn auf das Studium der evangelischen Theologie in Gießen vorbereitete – für das Studium erhielt Theodor Fliedner ein Stipendium. 1820 beendete er seine Ausbildung am Predigerseminar in Herborn und trat sein Lebenswerk zunächst als Pfarrer in Kaiserswerth an, nach Aufgabe des Amtes 1849 konzentrierte er sich auf die Arbeit der vielen sozialen Einrichtungen. Theodor Fliedner starb am 4. Oktober 1864 in Kaiserswerth.

 

Von der Pastoralgehülfenanstalt zur Theodor Fliedner Stiftung

Die Not der Menschen in seiner Gemeinde bewegte Theodor Fliedner als er 1822 das Amt des Pfarrers in Kaiserswerth antrat. Arbeitslosigkeit, Armut, schlechte Bildungsverhältnisse für Kinder und Jugendliche, kaum Zugänge zur Gesundheitsversorgung. Theodor Fliedners Motivation und innere Einstellung lässt sich dabei gut in seinem von Biografen übermittelten Wahlspruch ablesen: „Sollte die Wahl des Pfarrers auf mich fallen, werde ich der Gemeinde ein guter Pastor sein. Und um meiner Rede Inhalt wohl wissend füge ich hinzu: Mein Leben – für das Leben!“

Theodor Fliedner hielt Wort – sammelte Spenden in wohlhabenderen Nachbargemeinden und reiste sogar bis nach England oder in die Niederlande, um Kirchen-, Schul- und Armenfonds in seiner Gemeinde aufzubauen. Neben der direkten Unterstützung seiner Gemeindemitglieder engagierte sich Theodor Fliedner mit seiner ersten Frau Friederike für die Verbesserung der Lebensumstände in Gefängnissen, errichtete eine Strickschule, eine Kleinkinderschule, ein Kleinkinder-Lehrerinnenseminar sowie eine Bildungsanstalt für evangelische Pflegerinnen. Hinzukamen ein Seminar für Lehrerinnen und ein Waisenstift für Mädchen. Theodor und Friederike Fliedner bekamen elf Kinder, von denen allerdings acht noch im Kindesalter verstarben. Auch Friederike Fliedner starb früh im Jahr 1842, bis zu ihrem Tod im Wochenbett leitete sie die Diakonissenanstalt sowie das Mutterhaus in Kaiserswerth. 1843 heiratete Theodor Fliedner erneut. Caroline Bertheau setzte sich an seiner Seite ebenfalls stark für die Gemeinde ein. Mit ihr bekam Theodor Fliedner acht Kinder und sie gründeten gemeinsam 1844 die „Pastoralgehülfen- und Diakonenanstalt“. Aus ihr ging unsere heutige Theodor Fliedner Stiftung hervor.

Schon vier Jahre nach Gründung wurde sie in eine eigenständige Stiftung, die „Diakonenanstalt Duisburg“ umgewandelt – die zweitälteste Diakonenanstalt Deutschlands. Hier wurden männliche Diakone ausgebildet, nach dem Vorbild des Hamburger Pastors und Begründers der Inneren Mission Johann Hinrich Wichern. Ziel war die Ausbildung und Aussendung von Hilfsdiakonen.

Im Laufe der Zeit übernahm die Diakonenanstalt Duisburg immer neue Arbeitsfelder: Krankenpflege, Kinderfürsorge, Waisenhäuser im ostpreußischen Masuren, Armenfürsorge, Innere Mission, Arbeit in Gefängnissen, Trinkerbetreuung und auch die Bekämpfung der Seuchen Cholera, Pocken und Typhus, die Ende des 19. Jahrhunderts das Rheinland, Westfalen und Ostpreußen heimsuchten. Die Einsatzorte reichten über die Grenzen Europas hinaus bis nach Chile, Nordamerika und Indien. Bereits im Jahr 1879 wurde das „Haus Siloah“ in Ratingen als älteste Suchtklinik Europas gegründet. Bis zum 1. Weltkrieg wuchs die Zahl der Diakone und Zweigeinrichtungen, die über das gesamte damalige "Deutsche Reich" verstreut waren. Im 2. Weltkrieg wurden alle Gebäude im Gründungsort Duisburg zerstört, in den 50er Jahren wurde die Arbeit von Mülheim her vollkommen neu aufgebaut.

 

Gemeinschaft leben und erleben –
die Diakoniegemeinschaft der Theodor Fliedner Stiftung

Eine zur Entwicklung der Theodor Fliedner Stiftung parallel laufende wichtige Geschichte ist die der Diakoniegemeinschaft. Während der Ausbildung bildeten sie eine Lebensgemeinschaft mit vereinbarten christlichen Grundregeln zur Einübung gelebter Brüderschaft, die für den späteren praktischen Dienst als Diakone von Bedeutung gewesen ist. Die heute offene Gemeinschaft lebt das Christsein im Alltag und begleitet andere Menschen in ihrer Situation in Ausrichtung auf das Handeln Jesu. Ihr Erkennungszeichen ist auch heute noch das Diakonenkreuz. Etwa 1973 verselbstständigte sich die Brüderschaft und öffnete sich auch für andere Frauen und Männer, die zuvor keine Ausbildung zum Diakon oder zur Diakonisse innerhalb der Theodor Fliedner Stiftung absolvierten. Die Diakoniegemeinschaft ist heute wieder ein Teil der Theodor Fliedner Stiftung.

 

Abbildung der männlichen Diakonen, die an einem Tisch stehen und sitzen

 Zeittafel