"Ist die Temperatur angenehm für Sie“, fragt Eileen den Kunden. Der sitzt mit geschlossenen Augen, schwarzem Kittel, entspannt zurückgelehnt mit dem Kopf im Friseurwaschbecken und bestätigt: „Ja, ist es, danke.“ Eine Situation wie sie sich jeden Tag zigfach in Ilka Justens Salon in Essen abspielt. Nebenan schneidet Sohn Csaba Haare bei einer Kundin, Bruder Kay ist ebenfalls Friseurmeister, die Auszubildende Aleyna assistiert, steht kurz vor der Prüfung. Fünf Menschen schmeißen halt einen Friseursalon. Und doch lohnt es sich genauer hinzusehen. Ilka Justen gibt hier den Takt vor, die 76-Jährige Wahl-Ruhrpottlerin brennt für ihren Beruf, „der ist gleichzeitig mein größtes Hobby“ – erklärt sie, warum sie nicht schon längst den Ruhestand genießt. Schon an vielen Stellen hat sie das Brennen unter Beweis gestellt, nicht zuletzt durch das Mondscheinfrisieren – die Einnahmen der Aktion gehen Ellis Freunde, dem Förderverein des Elisabeth-Krankenhauses, zu – nächster Termin ist übrigens am 5. Mai. Kurzer zeitlicher Rücksprung ins Jahr 2021 – Eileen ist seit vielen Jahren in den Fliedner Werkstätten für Menschen mit Behinderungen glücklich beschäftigt. Kerzen ziehen, Konfektionierungsabteilung, Wäscherei waren ihre Stationen. Mit der Pandemie hat sich der Arbeitsalltag umgestellt, ein guter Moment für eine Neuorientierung. Eileen und auch ihre Mutter sind da schon lange Kundinnen in Ilkas Salon. Fahren von Mülheim regelmäßig rüber und fragen irgendwann ganz unbedarft: „Kannst du nicht eine Assistenz gebrauchen?“
„Ich war erstmal verdutzt, ich kannte Eileen ja und hatte gar nicht damit gerechnet, dass sie in einer Werkstatt arbeitet“, erzählt Ilka über den Moment – die Idee gefiel ihr. Schnell setzte man sich mit dem Team Plan-I der Fliedner Werkstätten zusammen und schuf gemeinsam Pläne. Betriebe bei der Integration zu unterstützen ist die Kernaufgabe des Teams, Mitarbeiterin Janine Amerkamp war Eileens Ansprechpartnerin auf dem Weg. „Wir schaffen die rechtlichen Rahmenbedingungen, gemeinsam kreieren wir Aufgaben, Abläufe und dann startet alles mit einem unverbindlichen Praktikum.“ Das absolvierte Eileen mit Bravour – sie bereitet die Kund:innen vor, fegt nach dem Schnitt, assistiert beim Färben – schnell war klar, bei Ilka Justen entsteht ein sogenannter BiAp. Ein Betriebsintegrierter Arbeitsplatz. Für Eileen die ideale Lösung – so ist sie weiterhin Beschäftigte der Fliedner Werkstätten, genießt also auch einen schützenden Rahmen und bezieht das Gehalt weiter über die Werkstätten – Ilka Justen zahlt dafür einen Betrag an die Fliedner Werkstätten, der auch auf Eileens Gehalt angerechnet wird. „Ich kann jedem Chef, jeder Chefin nur empfehlen, sich darauf einzulassen“, ermutigt Ilka Justen mit Blick auf die Erfolgsgeschichte.
Checkliste Plan-I
Drei Mal Ja? Dann melden Sie sich bei Janine Amerkamp vom Team Plan-I, mobil: (0172) 20 12 584 oder info.plan-I@fliedner.de.