Erfahrungsberichte

Das Erleben von psychischen Beschwerden und des psychotherapeutischen Prozesses ist von Mensch zu Mensch verschieden. Um Ihnen daher eine Möglichkeit zu geben, Erfahrungen aus der Perspektive von „Betroffenen“ kennen zu lernen, haben wir an dieser Stelle Berichte von und über Rehabilitand:innen gesammelt.
Es handelt sich dabei um selbst formulierte Erfahrungsberichte, die Rehabilitand:innen uns zu diesem Zwecke zur Verfügung gestellt haben sowie Beiträge, die über die Erfahrungen von Rehabilitand:innen berichten.
Wir freuen uns auch über Ihren Erfahrungsbericht, gerne auch auf gängigen Online-Plattformen wie Google und Jameda.


Zurück zur Zufriedenheit
Ein Rehabilitand erzählt, wie ihm die Fachklinik Haus Siloah zu neuer Stärke verhalf und ihn als Akronym für "Stabil im Leben ohne alkoholische Hilfsmittel" auch auf seinem weiteren Weg begleitete.

Aus den grauen Tiefen meiner Gyri und Sulci drängt sich ein Gedanke auf. Ein Gedanke langsam aber sicher geformt aus Erfahrungen, Ereignissen und ernsthaften Warnungen meines Körpers und meines direkten Umfeldes. „Es muss sich etwas ändern!“ oder richtiger „Ich muss etwas ändern!“ „Ich muss nachhaltig etwas ändern!“ Dieser in letzter Zeit sehr inflationär genutzte Begriff greift hier vollumfänglich. Kurzfristigkeit ist keine Option mehr.

Gedacht, getan. Erst Entgiftung, dann selbstüberschätzt entlassen, nochmal Entgiftung und nahtlos ins Haus Siloah, WG 2. Ein bunt zusammen gewürfelter Haufen im Schicksal verbundener Kerle begrüßt mich freundlich und offen. Ich bin der Neue, ich komme jetzt öfter. Und ab heute bin ich einer von euch. Gemeinsam gegen den selben Gegner. Er trägt zahllose Masken und kennt unendlich viele Wege, sein Ziel zu erreichen. Der Inhalt bleibt der selbe. Achtzehn Wochen voller Humor und Ernsthaftigkeit haben Erkenntnisse hervorgebracht und Spuren hinterlassen. Aus Fremden wurden geschätzte Gefährten auf dem gemeinsamen Weg zurück zur Zufiredenheit. Einige davon dürfen mich gerne noch ein längeres Stück begleiten.

Ich für meinen Teil verlasse das Haus Siloah gestärkt, mutig und diesmal ohne Selbstüberschätzung. Für die gemeinsame Zeit und die unterstützende Begleitung sage ich von Herzen danke. Danke an ein professionelles und gleichzeitig herzliches Team aus Künstlern, Sportskanonen, Tellerfüllern, Temperatursammlern, Seelenklempnern, Gesundmachern und Vorzimmerdrachen.

Danke an eine Gruppe aus offenherzig bekloppten Individuen, die, jeder auf seine Art, zu einem gelungenen Alltag beigetragen und Raum zum sich ausprobieren und wachsen geschaffen haben. Danke an den elektrisierten Astrophysiker, den kasachischen Töpfermeister, das clownsnasige Einzelkind, das carnivore Schokoeichhörnchen und das lärmempfindliche Davidoff-Model, um hier nur einige wenige Größen zu nennen.

Jedem von euch sage ich hier nochmals: „Du warst und bist wertvoll! Immer!“

Bleibt nur noch die Frage, was Siloah eigentlich bedeutet. Klar, wir wissen mittlerweile, dass es ein Teich in Jerusalem ist. Ich glaube jedoch, dass Siloah ein Akronym ist. Ein Akronym für „Stabil im Leben ohne alkoholische Hilfsmittel“.

Mein weiterer Weg ab hier ist work in progress. Deswegen mache ich hier keinen Deckel drauf, denke aber, für den Moment „können wir das so stehen lassen“!

März 2023


"Wenn Alkohol zum Problem wird" - Zwei Rehabilitand:innen berichten 

 In der 1LIVE-Reportage sprechen zwei unserer Rehabilitand:innen über ihre Geschichte und ihren Weg aus der Sucht. Die ganze Reportage kann mit Klick auf das Bild oder unter folgendem Link angehört werden: https://www1.wdr.de/mediathek/audio/1live/1live-reportage/audio-nur--flaschen-bier---wenn-alkohol-zum-problem-wird-100.html

 Oktober 2022


"Danke für Eure Hilfe [...], fürs Zuhören, Diskutieren, Lachen [...], für die zuvorkommende Hilfe der Ärzte und Pfleger und Therapeuten [...], Danke für alles!!!"

(Juni 2022, Rehabilitand)


Der Weg ist das Ziel
Die Geschichte von Andreas H., der 2021 nach über drei Jahrzehnten Sucht in der Fachklinik Haus Siloah einen Neuanfang schaffte.

Andreas H. kommt aus Solingen und ist gelernter Erzieher. Viele Jahre arbeitete er in seinem Beruf – einem sehr wichtigen - der jedoch auch äußerst belastend sein kann. Für Andreas war es zeitweise zu viel. Er fühlte sich überfordert und erschöpft. Zwischenzeitlich arbeitete er für zehn Jahre als Animateur, bevor er 2015 die Leitung einer Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Hamburg übernahm. Wenngleich ihm die Tätigkeit sehr am Herzen lag, war er zunehmend ausgelaugt. Er machte unzählige Überstunden, hatte sehr viel Verantwortung und brach letztendlich vor einem Jahr zusammen. Denn neben der beruflichen Belastung hatte er mit weiteren Strapazen zu kämpfen: Andreas war alkohol- und drogenabhängig. Auch wenn er zwischenzeitlich immer wieder von den Drogen wegkam, begleitete ihn seine Suchterkrankung fortlaufend. Sie zehrte an seinem Körper und an seiner Seele. Ob aus Erschöpfung und Überforderung im Rahmen seiner Tätigkeit als Erzieher oder dem gefühlten Zwang als Animateur mit den Gästen trinken zu müssen, „damit diese glücklich sind“: Beide Jobs unterhielten seine Alkoholsucht. Und immer wieder griff er auch zu härteren Drogen.   

Die Suchtspirale begann vor 33 Jahren. Da war Andreas H. 14 Jahre alt und lebte seit drei Jahren in einem Kinderheim. Er war ein sehr schwieriger Schüler, flog von der Schule und musste sich letztendlich zwischen einem Schulwechsel auf eine Schule für schwer Erziehbare oder dem Leben im Kinderheim entscheiden – er zog das Heim vor. Ein einschneidendes Erlebnis und „ein Grund dafür, dass er später eine Suchterkrankung entwickelte“, aber ihn auch dazu veranlasste, selbst im pädagogischen Bereich tätig zu werden, um anderen Kindern und Jugendlichen zu helfen. Auch wenn er weiterhin, bis heute, regelmäßigen Kontakt zu seiner Familie hatte, fühlte er sich oftmals allein. Dieses Gefühl der Einsamkeit nahm seinen Höhepunkt im Frühjahr 2020. Die Familie in Nordrhein-Westfalen, er in Hamburg, der erste Lockdown im Rahmen der Coronapandemie, der jegliche Treffen verhinderte. Daneben der fordernde Job. Andreas konnte nicht mehr, er sank immer tiefer in die Drogenabhängigkeit, bevor er letztendlich auch noch seinen Job verlor. Zum ersten Mal in seinem Leben war er arbeitslos, hatte große Geldsorgen und wusste nicht mehr weiter.

Um sich über Wasser zu halten, sammelte er Flaschen. Anstelle von Nahrungsmitteln kaufte er sich mit dem wenigen Geld Alkohol und Drogen, denn seine innere Stimme sagte ihm: „Verzichte auf das Essen, hole die Suchtmittel“. Da viele Behörden geschlossen hatten und Anträge für Sozialhilfe nur online gestellt werden konnten, hatte er nicht mal die Möglichkeit, Unterstützung zu beantragen. Wie auch, ohne Handy und Internetanschluss. Den konnte er sich nicht leisten. Es war der Tiefpunkt seines Lebens.

Viel hatte er bereits durchgemacht - Höhen und Tiefen. Aufenthalte in verschiedenen Entwöhnungseinrichtungen, Phasen, in denen er clean war. Sogenannte Adaptionen, dem Zwischenschritt zwischen einer Entwöhnungsbehandlung und der Nachsorge. Er lebte in betreuten Einrichtungen für Menschen mit Suchterkrankungen wie „unter einer Käseglocke“. In dieser Zeit war er clean, machte viel Sport, es ging ihm gut. Aber mit dem Verlassen der „Käseglocke“ verfiel er immer wieder in die gleichen Muster.

Doch egal wie schlecht es ihm ging, er wollte selbst aus der Situation herauskommen und informierte letztendlich seine Familie im Frühjahr 2020 über seinen Zustand. Zu dem Zeitpunkt war er komplett mittellos, schämte sich für seine Situation und musste viel Kraft aufbringen, um seine Familie zu involvieren, die ihn nach Nordrhein-Westfalen zurückholte. Dort ging er zu seinem Hausarzt – angesichts der Coronapandemie war auch das kein leichtes Unterfangen – machte einen Termin bei einer Suchtberatungsstelle und wartete auf einen Platz in einer Entzugsklinik. Da ihm von einem eigenmächtigen kalten Entzug abgeraten wurde, trank er weiter, obwohl er nicht wollte. Andreas wollte ein für allemal wegkommen von den Drogen und dem Alkohol. Nach einigen schwierigen Wochen bekam er einen Platz, machte einen medizinisch begleiteten Entzug in einer Klinik und kam im Anschluss vor 13 Wochen in die Fachklinik Haus Siloah.

Schnell hatte er das Gefühl, an den richtigen Ort gelangt zu sein. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl „etwas verstanden zu haben“. Vorhergegangene Rehabilitationen hatten ihm auch geholfen – „therapeutisch waren sie sicherlich gut“. Es fühlte sich jedoch alles nach Zwang an, nicht nach Rehabilitation. Anders in Siloah: Das Therapieprogramm wurde individuell auf ihn abgestimmt und ganz wichtig: gemeinsam mit ihm erarbeitet und regelmäßig evaluiert. Andreas fing an, regelmäßig laufen zu gehen und viel zu lesen. Immer mehr konnte er sich von seiner Anspannung befreien. Sowohl die Einzel- als auch die Gruppentherapie halfen ihm, wieder Kraft und Mut zu schöpfen und auch die vielen Gespräche mit den anderen Rehabilitand:innen inspirierten ihn, endlich wieder Pläne zu schmieden und sich auf die Zukunft zu freuen. Das Gefühl von Menschen verstanden zu werden, die Ähnliches durchgemacht hatten, war ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Heilung. Natürlich gab es auch immer wieder Phasen, in denen es Andreas nicht gut ging, in denen er sich fragte, warum er das alles überhaupt mache. Dann rief er sich ins Gedächtnis: „Ich sollte Therapie nicht als Urlaub sehen, sondern als Arbeit, die oftmals schwieriger ist als die eigentliche Arbeit. Aber wenn ich möchte, schaffe ich das!“

In zwei Wochen wird Andreas die Fachklinik verlassen, um eine Adaption (zweite Phase der Entwöhnung, die insbesondere eine weitere gesundheitliche Stabilisierung sowie Vorbereitung auf die Rückkehr in das Arbeitsleben bezweckt) in Bonn zu machen. Danach möchte er sich im Bereich der Alltagsbegleitung sowie in der Aufklärungsarbeit von Suchterkrankten engagieren – zum Beispiel bei einer Suchtberatungsstelle. Das Erlernte möchte er gerne an andere Menschen weitergeben, die in einer ähnlichen Situation stecken wie er vor einem Jahr. Und ihnen mitgeben: „Der Weg ist das Ziel.“


"Ich möchte mich sehr bei den Therapeuten, dem behandelnden Arzt, der Pflege und der lieben Hauswirtschaftlerin bedanken"

"Ich war von Ende April bis Anfang August 2019 Patient im Haus Siloah und kann aus meiner Sichtweise sagen, dass es die beste Entscheidung war, mich dort meiner Sucht zu stellen. Als ich im März 2019 mein Leben ändern wollte und einen Entzug im LVR Klinikum Düsseldorf machte, wusste ich noch nicht, dass ich die Langzeittherapie im Haus Siloah mache. Ich bin seit März also mit dem Klinikaufenthalt in Düsseldorf 2019 trocken und das verdanke ich vor allem mir aber auch dem Team, welches sich meiner Meinung nach sehr viel Mühe gibt. Es liegt auch viel an einem selber wie weit man sich auf eine Behandlung einlässt und wenn der Psychologe schon nach einer Radtour weiß, wie du tickst, spricht es sehr für den Psychologen. Auch habe ich nach dem Klinikaufenthalt die Nachsorge bei dem Psychologen besucht, was nochmal sehr zur eigenen Stärkung beigetragen hat. Ich möchte mich sehr bei den Therapeuten, dem behandelnden Arzt, der Pflege und der lieben Hauswirtschaftlerin bedanken, die meiner Meinung nach immer ein offenes Ohr hatten."

(April 2021, Rehabilitand)


"Das Beste, was mir passieren konnte! Oktober 2003 - Januar 2004.....DANKE!"

(Januar 2021, Rehabilitandin)


Rehabilitation (Sucht) in der Fachklinik Haus Siloah - Zwei Rehabilitand:innen berichten

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