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THEATER ALS GESUNDHEITSFÜRSORGE
Anlässlich des Weltgesundheitstages am 7. April ruft der Berliner Psychiater und Stressforscher PD Dr. med. Mazda Adli dazu auf, Kultureinrichtungen als wirksames Mittel gegen sozialen Stress in der Stadt zu begreifen. Der Chefarzt der Fliedner Klinik Berlin erklärt, dass sozialer Stress Hauptursache für das höhere psychische  Erkrankungsrisiko in Städten ist. Er mahnt: „ Theater, Orchester, Konzertsäle oder Museen haben einen Public Health Auftrag. Darüber müssen wir uns im Klaren sein, wenn über Kulturausgaben diskutiert wird."

Sozialer Stress ist einer der wesentlichen gesundheitlichen Risikofaktoren im städtischen Umfeld, gerade für die psychische Gesundheit. Er entsteht vor allem dort, wo soziale Dichte und soziale Isolation aufeinandertreffen. Anonymität und Einsamkeit können das Problem verstärken. Die Konsequenz: Stadtbewohner haben ein höheres Risiko an Stressfolgeerkrankungen zu leiden. Sozialer Stress  ist auslösender Faktor für Verhaltensveränderungen oder psychische Störungen. Das belegen unterschiedliche Studien. „Unser Gehirn verändert sich nachweislich durch die permanenten Reize“,  erklärt Mazda Adli. „Das Risiko an Schizophrenie zu erkranken, ist bei Stadtbewohnern mindestens doppelt, das Depressionsrisiko anderthalb Mal so groß.“

Sozialem Stress mit Kultur begegnen

Kulturelle Angebote können helfen, den Risikofaktoren entgegenzuwirken. „Kultureinrichtungen wie Theater, Konzerthäuser, Kleinkunstbühnen und Museen helfen gegen soziale Isolation“, weiß Stressforscher Adli. „Sie bringen Menschen zusammen und befördern den sozialen Austausch. Gleichzeitig sind sie wertvolle Seismographen, die die Stimmung in der Gesellschaft deutlich machen.“ Für den überzeugten Städter Adli liegt darin eine entscheidende Ressource von Städten.

„Urban Advantage“ gesundheitspolitisch nutzen

"Die kulturelle Vielfalt der Stadt zieht seit jeher Menschen an", sagt Adli. "Sie ist mit ein Grund dafür, dass unsere Städte immer weiter wachsen." Das Kulturangebot ist  Teil des »Urban Advantage«, also jener Seite der Stadt, die unser Wohlbefinden und damit auch unsere Gesundheit fördert und psychischer Erkrankung entgegenwirkt. Darüber müssen wir uns im Klaren sein, wenn über Kultursubventionen gestritten wird.“

Zur Person:

PD Dr. med. Mazda Adli ist Chefarzt der Fliedner Klinik Berlin, Leiter der AG Affektive Störungen an der Charité-Universitätsmedizin Berlin, CCM und Gründer des Fachgebietes Neurourbanistik. Mehr unter www.mazda-adli.de