Türchen 20:

Sebastian Zumdick – Fliedner Klinik Düsseldorf 

Den Fokus behalten – und die Perspektive wechseln

„Welche Richtung hat das Wasser in einem Glas?“
Mit dieser irritierenden Frage beginnen manchmal Therapiesitzungen, die sich auf das ACT (Aktzepant und Commitment Therapie )berufen.

„Das Wasser hat keine Richtung - es steht still im Glas und bewegt sich nirgendwo hin“ ist die häufigste Antwort der Patienten, verbunden mit einem leicht irritierten, amüsierten oder genervten Blick. Die Profis unter den Patienten ergänzen, dass das Glas jedoch halb voll oder halb leer sei und ahnen schon die Absichten des Therapeuten.

Doch die Frage zielt in andere Richtung: Manchmal ist die Richtung einer Sache von außen nicht erkennbar und scheint dadurch nicht vorhanden zu sein - so wie bei dem Wasser im Glas. Doch natürlich hat das Wasser eine Richtung, wäre das Glas nicht vorhanden, würde das Glas auf den Tisch laufen und von dort aus runter auf den Boden tropfen.

Und so ist es auch mit Werten, Absichten oder Richtungen beim Menschen: Diese sind manchmal blockiert oder können evtl. erst in der Zukunft umgesetzt werden. Sie sind aber dennoch da!

Und gerade daher kann es sinnvoll sein, sich die grundsätzliche Richtung noch einmal vor Augen zu führen und gedanklich nicht bei der Unbeweglichkeit zu bleiben. Sich an das Vorhandensein eines Wertes zu erinnern und die Absicht zu erneuern, diesen zu verfolgen und auf eine Umsetzungsgelegenheit zu warten. Die „Verzögerung“ oder „Blockade“ zu akzeptieren, in dem Wissen, dass die Richtung nach wie vor vorhanden ist. Dies kann eine sinnvolle Strategie im Umgang mit scheinbarem Stillstand und frustrierenden Blockaden sein - die Zeit bis zur Bewegung und Umsetzung bleibt nicht ungenutzt oder lähmend.

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