Türchen 7:

Jürgen Ortmann – Fliedner Klinik Berlin 

Essen an Weihnachten
Im September konnten wir kopfschüttelnd die vielen kulinarischen Vorboten von Weihnachten links liegen lassen. Wie immer, waren sie unverschämt früh ausgelegt! Mittlerweile müssen wir uns jedoch allmählich um die Adventskalender kümmern und uns die schon knapper werdenden Schokoladennikoläuse sichern. Weihnachten naht. Und mit den Weihnachtstagen naht auch die Aussicht auf kulinarische Höchstversorgung. Wie können wir uns vor einer starken Gewichtszunahme bewahren?

Sie wissen es vermutlich: Gehen Sie niemals hungrig einkaufen! Es wird garantiert mehr in Ihrem Einkaufswagen landen als Sie wollen. Für Weihnachten landet ohnehin mehr als sonst darin. Bedenken Sie beim Einkauf: Brauchen wir wirklich so viel? Es sind ja im Vorfeld immer wieder „Hamstereinkäufe“ zu beobachten, als ob die Versorgung mit Lebensmitteln „zwischen den Jahren“ komplett ausfiele.

Also lieber vorher noch einmal kritische Bestandsaufnahme machen, ob wirklich alles benötigt wird. Zur Not, sich an letztes Jahr erinnern. Die meisten Menschen essen mehr, wenn das Nahrungsangebot deutlich ausgeprägter ist. Das ist ganz normal. Und es ist vor allem zu Weihnachten normal. Rechnen Sie das also ein, damit Sie nicht über die „Jetzt-ist-es-auch-egal-Schwelle“ kommen. Denn wenn man erst einmal denkt, dass jetzt eh alle Dämme gebrochen sind, lässt man auch eher alle Kontrolle fallen und überisst sich leichter. Seien Sie also ein wenig flexibler und erlauben Sie sich, ein wenig über die Stränge zu schlagen, bleiben Sie aber wachsam dafür, was und wieviel Sie essen und essen Sie bewusst und langsam, sagen ab einem bestimmten Zeitpunkt auch einmal nein. Wir nennen es „flexible Kontrolle“.

Lassen Sie an den Festtagen keine Mahlzeit ausfallen, um quasi „auf Vorrat“ zu hungern, damit Sie zu einem späteren Zeitpunkt mehr essen können. Die meisten Menschen stillen ihren Hunger dann doch mit „zwischendurch Essen“ und „hier mal Picken, da mal Picken“ und holen sich durch die vermeintlichen Kleinigkeiten doch mehr Kalorien an Bord, essen also doch unkontrollierter. Oder aber sie essen dann bei der „richtigen“ Mahlzeit aufgrund des übergroßen Hungers viel zu schnell und dadurch eben auch zu viel.

Das Überangebot stimuliert uns permanent. Das heißt, es reicht nicht, sich einmal zu entschließen, diese Nougatpraline nicht zu essen, weil man genau diese Sorte noch nicht probiert hat. Nein, sie lockt fünf Minuten später mit der gleichen Intensität. Seien Sie also auch darauf gefasst und versuchen Sie, diese Impulse wie auf einer „Welle abzusurfen“ und diesem Impuls nicht nachzugeben. Es werden immer wieder neue Wellen der Versuchung kommen, den ganzen Abend und das ganze Weihnachten und Silvester über: Seien Sie ein guter Wellenreiter!

Versuchen Sie, auch bei dem Überangebot achtsam zu essen! Genießen Sie also jeden Bissen und schwelgen Sie lieber ein bisschen mehr im Genuss des jeweiligen Augenblicks (Jeden Bissen bewusst wahrnehmen!) als im Genuss der Vielfalt (Von jedem Lebensmittel einen Bissen haben müssen!).

Planen Sie durchaus einen Verdauungsspaziergang ein. Sie werden wacher und tun ein kleines bisschen etwas für Ihre positive Energiebilanz. Wenn Sie sogar direkt nach dem Mittagessen gehen, tanken Sie trotz des grauen Himmels sogar noch die größte Lichtportion. Ihr Gemüt wird Ihnen auch das danken!

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