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Theodor Fliedner Stiftung
Fliedner Klinik Berlin

Frühjahr 2016

Die Themen:

Im Gespräch bleiben - Begrüßung  • Einblick - Dr. Alexander Gabriel und Dipl.-Psych. Katja Lüdecke über Angsterkrankungen und Expositionstherapie • Ausblick 2016 Unsere Veranstaltungen • Über den Tellerrand - Tuesday Lectures • Rückblick 2015 - unsere Videohighlights

Fliedner Klinik Berlin

Fliedner Klinik Berlin: Im Gespräch bleiben              

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

 

mit unserem ersten Rundbrief 2016 möchte ich Sie herzlich einladen, uns auch in diesem Jahr verbunden zu bleiben – ob im geschätzten fachlichen Kontakt, in wissenschaftlicher Zusammenarbeit oder zum kulturellen Austausch.

 

Eines der am stärksten diskutierten Themen unserer Gegenwart fand im vergangenen Monat direkt vor unserer Haustür, auf dem Gendarmenmarkt, eine beeindruckende Bühne: Der chinesische Aktionskünstler Ai Weiwei inszenierte die Flüchtlingskrise mit angespülten oder abgelegten Rettungswesten von der griechischen Insel Lesbos. 1.700 Westen umhüllten die die Säulen des Konzerthauses Berlin und flankierten damit den Eingang zur diesjährigen „Cinema for Peace“ Gala.

 


 

Auch wir möchten aktuelle Themen in unsere Arbeit als Psychiater und Psychologen einbeziehen.

 

Ende letzten Jahres fand im Rahmen des World Health Summits der Workshop „Stress and the City: Flight, Migration and Mental Health“ statt. In den Berliner Depressionsgesprächen stand das Thema „Assistierter Suizid“ im Vordergrund. Die Debatte zwischen Karl Lauterbach, MdB und Wolfgang Huber, Bischof a.D. können Sie entweder im DRadio-Format Hörsaal nachhören oder im Zusammenschnitt ansehen. Meinen Vortrag "Assistierter Suizid - die Debatte aus Sicht des Psychiaters" haben wir ebenfalls für Sie als Video aufbereitet.

 

        

 

Dieser Rundbrief soll einen Ausblick auf unsere kommenden Veranstaltungen geben. Gleichzeitig möchten wir Ihnen - wie immer - einen Einblick in unsere Arbeit geben. In dieser Ausgabe stehen die Behandlung von Angsterkrankungen und die Technik der Expositionsbehandlung im Vordergrund.

 

Lassen Sie uns im Gespräch bleiben!                                                             
  

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr

 

Priv.-Doz. Dr. med. Mazda Adli

Chefarzt         

Im Gespräch: Schwerpunkt Angsterkrankungen

Selbstwirksamkeit und Konfrontation: Angst besiegen

Psychiater Dr. Alexander Gabriel und Diplom-Psychologin Katja Lüdecke über Angsterkrankungen und ihre Behandlung durch die Expositionstherapie

 

Aus den Fenstern der Station 3 im sechsten Stock der Tagesklinik in der Charlottenstraße wirkt der wolkenverhangene Tag viel heller als eben noch unten auf den Straßen von Berlin. Zwischen selbstgezüchteten Geranien und dem Portrait einer weitläufigen Landschaft an der Wand nehmen Diplom-Psychologin Katja Lüdecke und Psychiater Dr. Alexander Gabriel Platz. Eines ihrer gemeinsamen Themen ist die Behandlung von Angsterkrankungen. Wie ihre tägliche Arbeit aussieht und was eine Reise nach Venedig über den Therapieerfolg aussagt, verraten sie im persönlichen Gespräch.

 

   

  

Wann wird Angst zu einem Thema für die Psychiatrie und Psychotherapie?

 

Alexander Gabriel: Angst ist primär etwas Physiologisches und Überlebenswichtiges. Wenn sie aber nicht mehr in einem Zusammenhang zu einer reellen Gefahr steht, dann blockiert sie uns – wie etwa bei einem Prüfungs-Blackout oder sie hindert uns plötzlich daran, unseren gewohnten Alltaghandlungen nachzugehen. Da sich niemand gerne freiwillig Ängsten aussetzt, führt dies meist zu einem Vermeidungsverhalten. Der Lebensradius wird enger, man zieht sich sozial zurück und distanziert sich vom Leben

 

Katja Lüdecke: Gelegentlich kommt es dabei auch zu einem sogenannten Überkompensationsverhalten, das heißt, dass diese Menschen besonders risikofreudig werden, aggressiv oder impulsiv handeln oder Zwangssymptome ausbilden, um die Ängste zu kontrollieren. Gemeinsam ist allen Betroffenen und Angehörigen ein hoher Leidensdruck, der schließlich in eine therapeutische Behandlung führt. 
 

Mit welchen Ängsten kommen die Patienten zu Ihnen?

 

Katja Lüdecke: Das ist unterschiedlich. [...] lesen Sie hier das ganze Gespräch.

 

 

Im Portrait

Alexander Gabriel und Katja Lüdecke arbeiten Hand in Hand auf der Station 3 der Tagesklinik der Fliedner Klinik Berlin in der Charlottenstraße 65. Die Vernetzung von Psychiatrie und Psychotherapie ist wesentlich für den Behandlungserfolg. Mehrmals am Tag treffen sich beide daher zum Austausch im Team oder zu persönlichen Gesprächen.

 

 

Dr. Alexander Gabriel
„Angst ist ein Gefühl, was jeden betrifft“

Der Psychiater und Stationsarzt der Station 3 der Fliedner Klinik Berlin Tagesklinik schätzt die Therapie gegen Angst als eine sehr lebendige, aktive Therapie. Er sagt: „Ich finde Angst spannend, weil es ein Gefühl ist, was jeder kennt und jeden betrifft. Die Auseinandersetzung mit Ängsten bedeutet die Auseinandersetzung mit dem Leben. Angst zeigt auch im besonderen Maße, wie ein normales Gefühl in seiner übersteigerten Form den einzelnen aus seinem normalen Leben trennen kann.“

 

 

 Dipl.-Psych. Katja Lüdecke
„Man teilt wichtige Erfahrungen mit dem Patienten“

In der Expositionstherapie ist Psychologin Katja Lüdecke dabei, wenn der Patient sich seiner Angst stellt. „Man kommt dem Patienten sehr nah und ist bei ihm bei einer sehr wichtigen Erfahrung. Das ist für mich ein sehr schönes Gefühl. Als Therapeutin kann ich die Erfolge unmittelbar miterleben.“
 

 

 

Hintergrund

ANGSTERKRANKUNGEN

Angst ist zunächst einmal ein evolutionär bedingtes Grundgefühl, welches uns vor Gefahren warnt. Für über 99 Prozent aller Generationen des modernen Menschen diente Angst dem puren Überleben. Denn eine Angstreaktion setzt in potentiell bedrohlichen Situationen ein, etwa bei Höhe, bei einem raschelnden Geräusch im Wald, bei schnellen Bewegungen einer Spinne auf uns zu oder ähnlich; der Anblick einer Steckdose macht keine Angst. Die Angstreaktion ist dabei letztlich eine Körperreaktion zur Bereitstellung von Energie. Sie versetzt uns in einen Zustand der erhöhten Aufmerksamkeit und sorgt für schnellere Reaktionen und aktiviert unseren Schutzmechanismus. Dies kann auch heute noch z.B. vor Prüfungen nützlich sein, da wir uns besser fokussieren und konzentrieren können.

 

Dem gegenüber stehen allerdings verselbständigte oder übersteigerte Ängste wie bei Panikstörungen, sozialen Phobien oder spezifischen Phobien, etwa Flug- oder Höhenangst, die zu Einschränkungen oder schädlichem Verhalten im Alltag führen können und oft mit einem hohen Leidensdruck einhergehen. Dann können spontan auftretende Gedanken, deren Inhalt wir sonst keine Bedeutung beimessen, in Zeiten größerer psychischer Belastung übermäßige Bedeutung erlangen. Dann haben sie die Macht, unser Handeln zu beschränken oder zu blockieren.

 

WEITERE INFORMATIONEN

Weitere Informationen zu Typen von Angsterkrankungen und den Behandlungsangeboten der Fliedner Klinik Berlin haben wir auf unserer Internetseite für Sie bereitgestellt.

Fliedner Klinik Berlin 2016

Ausblick auf unsere Veranstaltungen

Nach spannenden Veranstaltungen im vergangenen Jahr, wie dem Forum Stress and the City zum Thema Migration und Flucht beim World Health Summit 2016 oder dem Format Berliner Depressiongespräche, das im vergangenen Jahr das Thema „Assistierter Suizid“ in den Fokus genommen hat, starten wir nun in das neue Jahr.

 

Auch 2016 setzen wir auf unsere bewährten Veranstaltungsformate. Zwei Fliedner Salons laden zum Austausch bei kulturellem Hochgenuss in die Räumlichkeiten der Ambulanz ein, in den Berliner Depressionsgesprächen 2016 bringen wir im Sommer das Themenfeld "Innovative Formen der Psychotherapie" auf die große Bühne. Auch in diesem Jahr laden wir im November wieder zu Fliedner and Friends ein. Ein besonders vielfältiges Programm bietet außerdem unsere Fortbildungsreihe Tuesday Lectures, die sich an Fachkolleginnen und -Kollegen richtet. Im Folgenden möchten wir Ihnen einen kleinen Einblick geben:

  

Über den Tellerrand hinaus

Fortbildungsreihe Tuesday Lectures zur seelischen Gesundheit

Jeden zweiten Dienstag wird der Seminarraum in der fünften Etage der Tagesklinik in der Charlottenstraße 65 zur Bühne für kontroverse Fragestellungen, neue wissenschaftliche Erkenntnisse und den Erfahrungsaustausch in der psychiatrisch-psychotherapeutischen Praxis. Ausgewiesene externe Referenten und Mitarbeiter der Klinik stellen verschiedene Themen aus dem Bereich der Psychiatrie und Psychotherapie vor.

 

Zu den aktuellen Terminen und Referenten

 


Rückblick – 02. Februar 2016

„Die Steinzeit steckt uns in den Knochen: Zivilisationskrankheiten und Evolution“

Prof. Dr. Detlev Ganten, World Health Summit, Charité – Universitätsmedizin Berlin

 

Detlev Ganten hat in seinem Vortrag einen wichtigen neuen Ansatz zur Prävention sogenannter Zivilisationskrankheiten vorgestellt. Er erklärt: „Wir sind der lebende Kompromiss aus unseren evolutionären Vorgängern, den Affen, Amphibien, Fischen, Einzellern. Wir werden krank, weil wir uns seit der Steinzeit nicht ans moderne Leben angepasst haben. Das gilt für Körper und Geist.“ Rückenschmerzen, Allergien, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen machten uns daher zu schaffen. Er wagt einen Blick in die Naturgeschichte des menschlichen und schließt daraus: Fast alle Krankheiten lassen sich besser verstehen - und damit eher vermeiden - wenn man sie vor dem Hintergrund einer „evolutionären Medizin“ betrachtet.

 

 

Rückblick - 23. Februar 2016

„Stalking - ein Beziehungsgeschehen zwischen Straftatbestand und Psychopathologie: Diagnostik, Ätiologie und Hilfen für die Betroffenen“

Dipl.-Psych. Wolf Ortiz-Müller, Beratungsstelle Stop Stalking


Stalking ist von zwei Seiten ein Thema seelischer Gesundheit: Sowohl der Stalkende als auch der Gestalkte leiden darunter. Dipl.-Psych. Wolf Ortiz-Müller hat diese Erkenntnis fachlich mitreißend und mit der Möglichkeit zur Selbsterfahrung an die Teilnehmer der Tuesday Lecture vermittelt.

 

Stalking beschreibt das vorsätzliche und beharrliche Nachstellen und Belästigen einer anderen Person, das seit 2007 als Straftatbestand der Nachstellung im §238 StGB sanktioniert wird. Es stellt in vielen Fällen für beide Seiten ein erhebliches Problem dar. Die Folgen für Betroffene können u. a. Angst, Panikattacken, Depressionen, Schlafstörungen, psychosomatische Beschwerden, Arbeitsunfähigkeit, sozialen Rückzug und Einsamkeit umfassen. Doch auch die Menschen, die stalken, leiden oftmals unter dem eigenen Stalking-Verhalten und dessen möglichen Auswirkungen wie u. a. innerer Leere, geringem Selbstbewusstsein, Scham- und Schuldgefühlen, Frustration, Kontrollverlust, Einsamkeit und sozialem Rückzug, Problemen mit Polizei und Justiz, Verlust von Zeit und Energie.


Vom Stalking betroffene Menschen erleben sich in ihrer äußeren, aber auch inneren Sicherheit bedroht. Diese wiederzuerlangen ist die zentrale Aufgabe professioneller Beratung. Sie umfasst Schutzmaßnahmen und Risikoanalysen ebenso wie die psychische Bewältigung von Verletzung, Angst und Hilflosigkeitserfahrungen. Wird Stalking im systemischen Sinn als Beziehungserfahrung verstanden, so gilt es, auch die Verhaltensweisen zu reflektieren, die unbewusst den stalkenden Menschen bestätigen mögen.

 

Seit 2008 berät die Berliner Beratungsstelle Stop-Stalking die Täterinnen und Täter, seit 2014 auch die Stalking-Betroffenen und in einer integrierten Täter-Opfer-Beratung iTOB beide Seiten strikt getrennt in Einzelgesprächen.


zur Webseite von Stop Stalking

Zum Abschluss: Jahreshöhepunkte in Bild und Ton

Wir laden Sie ein zu einem audiovisuellen Einblick in die Veranstaltungen 2015 ein. Ganz besonders möchten wir dabei auf ein neues Video in unserer Galerie hinweisen: Der Mitschnitt "Assistierter Suizid - Die Debatte aus Sicht des Psychiaters" zeigt den kompletten Vortrag von PD Dr. Mazda Adli, mit dem die Berliner Depressionsgespräche am 08. Oktober eröffnet wurden. 

 

Rückblick: 

Berliner Depressionsgespräche - 08. Oktober, Allianz Stiftungsforum 

"Assistierter Suizid - Debatte über ein ethisches Dilemma"

       

 

Rückblick:

World Health Summit - 13. Oktober 2015 

Stress and the City: "Flight, Migration and Mental Health"

 

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Impressum:

Fliedner Klinik Berlin

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Markgrafenstraße 34   

10117 Berlin

 

Redaktion:

Dr. Dipl.-Psych. Jürgen Ortmann

juergen.ortmann@fliednerklinikberlin.de

Tel.: (030) 20 45 97 -0 

 

Katharina Hajek, M.A.

katharina.hajek@fliednerklinikberlin.de