Theodor Fliedner Stiftung
Fliedner Klinik Berlin

März 2014

Die Themen in dieser Ausgabe: Thema 1 // Auf dem Weg zu einer emotionalen Landkarte? Stress and the City 2014? • Thema 2 // "Berlin ist die ideale Stadt!" (Harald Schmidt) - Rückblick Stress and the City 2013  • Thema 3 // Kompliziert? Wir können helfen! Spezialsprechstunden in der Ambulanz • Thema 4 // 60 plus? Na und! Psychische Gesundheit im Alter - Neues Behandlungsangebot für ältere Menschen • Thema 5 / be old - be happy - be berlin. Psychotherapie bei älteren Menschen. Interview mit Dr. Nicole Bührsch

 

 

Sie scrollen soeben im zweiten Newsletter der Fliedner Klinik Berlin. Wir möchte heute Ihr Interesse wecken mit folgenden Themen:

 

* Auf dem Weg zur emotionalen Landkarte? Stress and the City 2014


* "Berlin ist die ideale Stadt" (Harald Schmidt) - Rückblick auf Stress and the City 2013

 

* Kompliziert? Wir können helfen! Spezialsprechstunden in der Ambulanz

 

* 60 plus? Na und! Psychische Gesundheit im Alter - Neues Behandlungsangebot für ältere Menschen

 

* be old - be happy - be berlin. Psychotherapie bei älteren Menschen. Interview mit Dr. Nicole Bührsch

 

 

Auf dem Weg zu einer emotionalen Landkarte? Stress and the City 2014

Im Rahmen der Berliner Stiftungswoche setzt die Reihe „Stress and the City“ den Austausch zwischen den urbanen Disziplinen, den Neurowissenschaften und der Politik fort, die im vergangenen Jahr mit großem Erfolg begonnen hat. „Auf dem Weg zu einer emotionalen Landkarte“ lautet das Schwerpunktthema an diesem Abend: Welche Faktoren des städtischen Zusammenlebens beeinflussen das emotionale Wohlbefinden ihrer Bewohner? Können wir Stadtstress kartographisch erfassen? Entspricht die subjektive Wahrnehmung von Emotionen (Wohlbefinden, Bedrohung, Langeweile) objektivierbaren Gegebenheiten? Und wie lassen sich solche Informationen für die Stadtplanung und die regionale Gesundheits- und Sozialpolitik nutzen? Gemeinsam mit PD Dr. Mazda Adli werden dazu diskutieren: der amerikanische Philosoph Richard Sennett, der Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja, der Chefstratege bei Google Jens Redmer und die norwegische Geruchsforscherin Sissel Tolaas. Moderiert wird die Diskussion von Elisabeth Niejahr, Hauptstadtkorrespondentin der ZEIT.

 

„Stress and the City“ - Psychische Gesundheit in der Großstadt

- Diskussion mit Einführung und anschließendem Empfang -

7. April, 19 Uhr, Allianz Forum, Pariser Platz 6, 10117 Berlin

 

Weitere Informationen finden Sie hier

Durch Klick können Sie sich einfach hier anmelden.

 

"Berlin ist die ideale Stadt" (Harald Schmidt) - Rückblick auf Stress and the City 2013 

Sollten Sie bei unserer Veranstaltung "Stress and the City" anlässlich der Einführung von PD Dr. Mazda Adli als Chefarzt der Fliedner Klinik im letzten Jahr nicht dabei gewesen sein, geben wir Ihnen gerne einige Eindrücke wieder. Auf Seiten der Theodor Fliedner Stiftung sprachen Prof. Dr. Reinhard Benn, Stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender der Theodor Fliedner Stiftung, und Sabine Halfen, Vorstand der Theodor Fliedner Stiftung, herzliche und freundliche Willkommensgrüße an Herrn Dr. Adli aus.

Eine markige und persönliche Einlassung erfolgte von Prof. Dr. Karl M. Einhäupl, Vorstandsvorsitzender Charité-Universitätsmedizin Berlin. Prof. Dr. Dr. Andreas Heinz, Direktor Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, CCM, Charité-Universitätsmedizin Berlin, führte aus seiner Sicht in das Thema ein und berichtete neueste Ergebnisse aus einer eigenen Studie, gefördert von der Volkswagen-Stiftung: Vereinsamung und Ausschlusserfahrung in der Stadt verändern die Psyche, Communities erscheinen stress-protektiv. S.E. Thomas Matussek, Botschafter a.D., Geschäftsführer der Alfred Herrhausen Gesellschaft, begrüßte als Mitveranstalter das Auditorium. Er bestätigte anhand seiner eigenen Erfahrungen als Botschafter in den Megacities Delhi und London, dass in solchen Städten viele Menschen einsamer seien "als auf der Hallig Hooge". 

 

Im Anschluss begann die launig-kurzweilige Talkrunde „Stress and the City - Großstadtfluch oder Großstadtsegen?"

 

Der Entertainer und Schirmherr der Stiftung Deutsche Depressionshilfe Harald Schmidt illustrierte anschaulich mit gewohnt schlagfertigen Kommentaren seine These: „Die ideale Stadt ist für mich Berlin, weil dort kein Leistungsdruck herrscht!“ Der Direktor des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie München, Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. mult. Florian Holsboer, verwahrte sich ganz bajuwarisch vor der These eines grundsätzlichen erhöhten Stressrisikos in Städten und verwies auf die jeweilige persönliche Stressanfälligkeit: „Jeder muss sich seines individuellen Gesundheitsrisikos bewusst sein und entscheiden, ob er die Chance, die ihm das Großstadtleben eröffnet, nutzen will“. Mario Czaja, Berliner Senator für Gesundheit und Soziales, wies mit versiertem Wissen auf die individuellen Bewältigungskomptenzen hin und betonte den Forschungsbedarf: „Jeder Mensch empfindet Stadtleben unterschiedlich. Ob man sich von der Großstadt in Stress versetzen lässt oder aufblüht, wird durch die Fähigkeit zur Selbstkontrolle beeinflusst. Wer selbstbewusst ist und sich nicht leicht unterordnet, scheint gegen negative Einflüsse des urbanen Lebens gut gewappnet.“ Jürgen Mayer H., mehrfach ausgezeichneter Berliner Architekt, forderte die lebendige Ausbalancierung psychisch wichtiger Dimensionen in Architektur und Stadtplanung: „Eine stimulierende Stadt, die für die Psyche gut ist, müsste wahrscheinlich die Balance finden zwischen Monotonie und Überreizung, zwischen Bequemlichkeit und Komfort, zwischen Dichte und Naturerleben, zwischen lokaler Identität und Interkulturalität. Architektur, Straßen und Quartiere sind verantwortliche Aktivatoren in einem urbanen Raum des Miteinander.“ Die illustre und muntere Diskutantenschar wurde von Anja Heyde, Moderatorin vom ZDF-Morgenmagazin, kompetent gebändigt. 

 

Wir fanden: Eine unterhaltsame, kurzweilige und informative Veranstaltung mit vielen Pointen, die ein überaus hohes Medienecho hervorrief.

 

Kompliziert? Wir können helfen! - Spezialsprechstunden in der Ambulanz 

Neben der allgemein-psychiatrischen und -psychotherapeutischen Versorgung möchten wir Ihnen in unserer Ambulanz sechs Spezialsprechstunden nahelegen, die unseren klinischen Schwerpunkten entsprechen. Hier bieten wir gerade bei schwierigen und therapieresistenten Verläufen umfassende Diagnostik an, reflektieren gemeinsam weitere Optionen der psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlung in verschiedenen Settings und wollen damit eine umfassende, kompetente und wichtige Anlaufstelle gerade für besondere Schwierigkeiten sein. Gerne stehen wir Ihnen auch als Zweitmeinungssprechstunden zu den genannten Themen zur Verfügung.

 

Die Spezialsprechstunden im Einzelnen:


1. Spezialsprechstunde für therapieresistente Depressionen
2. Spezialsprechstunde für Stressfolgeekrankungen
3. Spezialsprechstunde für Essstörungen
4. HIV-Sprechstunde
5. Spezialsprechstunde für Psychiatrie und Psychotherapie des Alters
6. Spezialsprechstunde für Autismus-Spektrum-Störungen

 

Sie können einen Termin vereinbaren (lassen) unter 030-204597-0. Sie erhalten i.d.R. innerhalb einer Woche einen Termin bei unseren Spezialisten.

60 plus? Na und! Neues Behandlungsangebot für ältere Menschen

Im Rahmen einer Stationserweiterung der Fliedner Klinik wollen wir in der zweiten Jahreshälfte ein Angebot "Psychotherapie 60 plus" etablieren, das vor allem die psychotherapeutische Behandlung verstärkt auf die Bedürfnisse älterer Menschen ausrichtet. Neben der Diagnostik von Konzentrations- und Gedächtnisproblemen bieten wir ein Behandlungskonzept, das sich der zahlreichen Veränderungen annimmt, die besonders Menschen nach der aktiven Berufszeit betreffen. Gerade ältere Patienten finden heute immer noch schwerer Zugang zu Psychotherapie als jüngere. Diese Versorgungslücke möchten wir schließen.

Fr. Dr. rer. nat. Nicole Bührsch ist Psychologische Psychotherapeutin und Verhaltenstherapeutin und ausgewiesene Expertin in der Diagnostik und Behandlung altersassoziierter psychischer Störungen. Dazu gehören neben Gedächtniserkrankungen psychologische Krisen des höheren Lebensalters. Aber auch in der Beratung von Angehörigen hat sie langjährige Erfahrung. Nicole Bührsch war über viele Jahre Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Gedächtnissprechstunde der Tagesklinik für Altersmedizin der Charité, Campus Benjamin Franklin. Dort hat sie ein spezifisches Gruppentherapiekonzept "Depression im Alter" entwickelt und war an vielen Forschungsprojekten zu psychischer Gesundheit im Alter beteiligt.

 

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

be old - be happy - be berlin. Psychotherapie mit älteren Menschen. Interview mit Dr. Nicole Bührsch

Wir freuen uns, Frau Dr. Bührsch einige Fragen zum Thema "Psychotherapie bei älteren Menschen" stellen zu können.


Frau Dr. Bührsch, „Psychische Gesundheit bei der urbanen Bevölkerung in Berlin“ ist eines der Leitthemen unserer Arbeit. Bietet Berlin Ihrer Ansicht nach einen gesunden Lebensraum für ältere Menschen?
Berlin bietet eine immense Vielfalt an kulturellen, gesellschaftlichen, sport- und freizeitorientierten Angeboten speziell für ältere Menschen. Dies sowohl für die so genannten „jungen Alten“ als auch für die Hochbetagten. Natürlich ist auch das medizinische Versorgungsangebot sehr breit gefächert und vor allem gut erreichbar im Vergleich zu ländlichen Regionen. Insofern bietet Berlin sehr gute Voraussetzungen für einen gesunden Lebensraum. Auch für ältere und insbesondere aktive und interessierte „Neuberliner“!
Problematisch ist oft die große und überfordernde Auswahl und dass ältere Menschen diese Angebote aktiv aufsuchen müssen. Das unterscheidet Berlin von ländlichen Regionen mit lange gewachsener Gesellschaftsstruktur. Dort gibt es eine eher informelle Art der Freundschafts- und Nachbarschaftshilfe. Oft werden ältere Menschen aktiv aufgesucht, integriert und zu gemeinsamen Aktivitäten motiviert. Dies müssen ältere „Berliner“ kompensieren.

 

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Risiken für ältere Menschen?
Als Schlagworte möchte ich hier nennen: Nichterfolgte oder fehlgeschlagene Assimilations- und Akkommodationsprozesse sowie soziale Isolation. Das Älterwerden und die Veränderungen oder gar der Verlust von beruflichen, gesellschaftlichen, sozialen, familiären und nicht zuletzt physischen Funktionen stellen besondere Anforderungen an die individuellen Anpassungsfähigkeiten. Eine fehlende Akkommodation meint also das Festhalten an Werten und Zielen, ungeachtet der veränderten Möglichkeiten. Eine fehlende Assimilation meint die vorschnelle Aufgabe von Werten und Zielen ungeachtet der Möglichkeiten, die Umwelt- und Umfeldveränderungen aber tatsächlich bieten. Schlagen diese Anpassungsleistungen fehl oder werden erst gar nicht angewendet, sind Unzufriedenheit, Traurigkeit und Verlustschmerz besonders wahrscheinlich. Ein Teufelskreis schließt sich oft an: Ältere ziehen sich sozial zurück, fühlen sich einsam, verpassen in dieser Stimmung aber auch die potentiell anregende Möglichkeiten ihres Umfelds und verstärken so die negativen Gefühle.

 

 

 

Wie kann die Psychotherapie älteren Menschen dabei helfen?
Die gute Nachricht ist, dass die vielfältig vorhandenen guten Psychotherapiemethoden bei älteren Menschen nicht grundsätzlich verschieden sind zu denen bei jüngeren Patienten. Niemand muss das „Rad neu erfinden“. Der Vorteil bei älteren Patienten ist oft, dass die Anliegen viel konkreter formuliert werden. Der Blick auf die eben angesprochenen größten Risiken für ältere Menschen zeigt auch gleichzeitig den wichtigsten Ansatzpunkt in der Psychotherapie: eine Bereitschaft und Basis schaffen für gelungene Anpassungsleistungen. Dabei ist die Würdigung bisheriger Leistungen und Erfahrungen – positiver wie negativer – ebenso wichtig wie die Ermutigung zu neuen Erfahrungen bzw. der Beibehaltung wesentlicher Lebensziele. Ein wichtiges Anliegen ist es, realistische und umsetzbare (soziale) Aktivitäten zu fördern.


„Wie hieß noch gleich….? Wo ist denn nur mein…?“: Ab wann muss man sich über nachlassende Gedächtnisleistungen Sorgen machen?
Das vorübergehende Vergessen von Namen oder die Schwierigkeit, sich an eine vor kurzem getroffene Absprache zu erinnern, wird mit zunehmendem Lebensalter immer wahrscheinlicher. Leider gibt es keine Formel wie „Mehr als 3xtäglich etwas vergessen über zwei Wochen ist klinisch bedeutsam!“. Diese Frage muss stattdessen sehr individuell beantwortet werden. Wichtig ist zum Beispiel, wie vergesslich jemand schon immer war, wie konstant oder veränderbar die Problematik ist. Häufig ist die Sorge über nachlassende Gedächtnisleistung viel einschränkender als die Gedächtnisstörung selber. Diese ist häufig auch nicht über das „normale Vergessen“ hinausgehend. Deshalb möchte ich jeden ermuntern, sich mit dieser Frage frühzeitig an Gedächtnissprechstunden oder Fachärzte zu wenden. So kann festgestellt werden, ob es tatsächlich abweichende Einschränkungen gibt und welche Ursachen diese haben.


Viele ältere Menschen werden aufgrund zunehmender Einschränkungen von ihren Angehörigen gepflegt. Worauf sollten Ihrer Meinung nach Angehörige dabei achten?

Pflegende Angehörige haben oft ganz nachvollziehbare Ängste vor den negativen Auswirkungen oder Voranschreiten der Erkrankung. Ältere Patienten selbst leiden typischerweise am Verlust der eigenen Autonomie und Selbstbestimmtheit sowie daran, eigene Bedürfnisse und Ziele zurückstecken zu müssen. Häufig sind bei allen beteiligten Überforderungsgefühle, Hilflosigkeitserleben und Trauer. Vielen Pflegenden fällt es schwer, in dieser Situation Hilfe von außen anzunehmen. Dabei kann es bereits sehr hilfreich sein, Wissen über die Erkrankung zu haben und daraus geeignete und nützliche Umgehensweisen für sich selbst und den Angehörigen abzuleiten. Deshalb ermutige ich alle pflegenden Angehörigen, Partner wie Familienmitglieder, die Pflege auf mehrere „Schultern“ zu verteilen, das eigene Leben nicht völlig in den Hintergrund zu stellen und sich sowohl gute Informationen über die Erkrankung des Angehörigen zu suchen, aber auch gute Möglichkeiten für einen eigenen Ausgleich zu schaffen – ohne Schuldgefühle. Nur wer für seine eigene Ausgeglichenheit sorgt, kann seine Angehörigen gut pflegen.


Auch Psychotherapie lebt von Innovationen. Welche Entwicklungen für die Psychotherapie älterer Menschen finden Sie am interessantesten?
Das Ziel einer Therapie ist nicht immer, die frühere Normalität wieder zu erlangen, sondern die eigene Selbständigkeit zu erhalten. Daher sehe ich in der kreativen Integration neuer Medien und computergestützter Hilfsmittel eine überaus viel versprechende Entwicklung in der Psychotherapie.

Impressum:

Fliedner Klinik Berlin

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Markgrafenstraße 34   

10117 Berlin

 

Redaktion:

Dr. Dipl.-Psych. Jürgen Ortmann

juergen.ortmann@fliednerklinikberlin.de

Tel.: (030) 20 45 97 -0