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Theodor Fliedner Stiftung
Fliedner Klinik Berlin

November 2015

Die Themen:

Einleitend - PD Dr. Mazda Adli Radikalisierung in der Gesellschaft - was sagt die Psychiatrie? • DGPPN-Kongress Diskussionsforum - Radikalisierung: Wenn Menschen extrem werden • World Health Summit - Stress and the City: Flight, Migration and Mental Health (Video) • Psychotherapie-Hilfsprojekt - Interpersonelle Integrative Therapie für Flüchtlinge

 

Radikalisierung in der Gesellschaft: Was sagt die Psychiatrie?

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

 

nach den abscheulichen Attentaten von Paris gelten unsere Gedanken den Opfern und ihren Angehörigen und Freunden sowie dem französischen Volk. Gleichzeitig bekräftigen die Vorkommnisse die Aufgabe unserer als stabil geltenden europäischen Welt: Wir müssen angemessen und klug auf Extremismus unterschiedlichster Couleur gleichermaßen reagieren.

 

Es ist entscheidend, auch die psychologischen Mechanismen hinter der Radikalisierung von Menschen zu verstehen, die oft genug aus der Mitte der Gesellschaft stammen. Daraus könnten wesentliche Hinweise zur Prävention extremistischer Taten abgeleitet werden. Beim diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) setzen wir deshalb dieses Thema in den Mittelpunkt. Am 25. November 2015 diskutieren mit mir hierzu unter dem Titel „Radikalisierung – wenn Menschen extrem werden“ der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum, der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber und die Berliner Psychiater Andreas Heinz und Michael Linden, beide Charité sowie Felix Benneckenstein von der Nazi-Aussteiger-Organisation EXIT.

 

Die gegenwärtige Flüchtlingskrise ist eine der Konsequenzen des internationalen Terrors. Beim kürzlich zu Ende gegangenen World Health Summit 2015 in Berlin haben sich die Fliedner Klinik Berlin und die Alfred Herrhausen Gesellschaft mit den psychischen Folgen von Flucht und Migration auseinandergesetzt. Gemeinsam mit Ute Weiland (Alfred Herrhausen Gesellschaft) habe ich Vertreter aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Hilfsorganisationen zu dieser Diskussion eingeladen. Deutlich wurde dabei: Oft ist die psychische Belastung, die Flüchtlinge nach Ankunft im aufnehmenden Land erleben, höher als die Belastung vor oder während der Flucht. Besonders bewegend waren die persönlichen Worte der Holocaust-Überlebenden Margot Friedlander, die ihre eigenen Erfahrungen hierzu berichtete. Wir haben Ihnen ein kleines Filmdokument der Veranstaltung vorbereitet.

 

Eine direkt anwendbare Antwort auf die aktuellen Herausforderungen findet das Projekt Interpersonal Integrative Therapy for Refugees (IITR) unter der Leitung von Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier von der Psychologischen Hochschule Berlin (PHB) und PD Dr. Meryam Schouler-Ocak, Leitende Oberärztin der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus. 24 freiwillige PsychologInnen, PsychiaterInnen und Psychotherapeutinnen – unter ihnen auch Mitarbeiter der Fliedner Klinik Berlin – engagieren sich für die psychische Gesundheit von Flüchtlingen.

 

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr

PD Dr. Mazda Adli

Chefarzt Fliedner Klinik Berlin

 

 

DGPPN-Kongress 25.-28. November 2015

Radikalisierung - wenn Menschen extrem werden

Diskussionsforum und Pressekonferenz zu einem hochaktuellen Thema

 

Extreme Handlungen wie Attentate, Morde oder Genozide können Konsequenz von menschenfeindlichen Extremüberzeugungen, Verbitterung und Dehumanisierung von Menschengruppen sein. Dahinter steht ein Phänomen, das nur unzureichend psychiatrisch und psychologisch untersucht wurde: Radikalisierung. Ob kaum volljährige Attentäter in Paris, Boston oder Beirut oder radikale Parolen schreiende Pegida Anhänger in Dresden - alle Formen von Radikalisierung und Extremismus haben gemeinsame psychologische Nenner. Sie entstehen aus einem „psychologischen Klima“ in der Gesellschaft, das solchen Entwicklungen einen fruchtbaren Boden bereitet. Ein schlüssiges psychopathologisches Musterprofil von Extremisten gibt es hingegen nicht. Oft kommen die Menschen aus der Mitte der Gesellschaft.
 

Mit dieser Problematik setzt sich das Diskussionsforum Radikalisierung – wenn Menschen extrem werden am 25. November im Rahmen des DGPPN Kongresses auseinander. Welche Entstehungsvoraussetzungen gibt es für die Radikalisierung von Menschen? Welches psychologische Klima befördert Radikalisierung? Lassen sich Menschen rechtzeitig erkennen, die Gefahr laufen zu radikalisieren?

 

Das Panel 

Prof. Dr. Dipl.-Psych. Michael Linden

Leitender Arzt des Rehabilitationszentrums Seehof der Deutschen Rentenversicherung, Berlin

 

Prof. Dr. Dr. Andreas Heinz

Charité Universitätsmedizin Berlin

 

Prof. Dr. Dr. Wolfgang Huber

Ethiker und ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland.

 

Gerhart Baum

Ehemaliger Bundesinnenminister

Felix Benneckenstein

Freier Journalist

Organisation EXIT-Deutschland,

Aussteigerhilfe Bayern e.V.

 

 

Für PD Dr. Mazda Adli, der die Veranstaltung gemeinsam mit Prof. Dr. Mathias Berger (Freiburg) leitet, steht fest: „Radikalisierung ist vielmehr ein sozialer als ein individueller Prozess.“ Das dahinter stehende psychologische Klima wird geprägt durch das Gefühl, Opfer von Ungerechtigkeit, Diskriminierung oder Erniedrigung zu sein, oder durch ein polarisiertes Weltbild. Kommt hierzu noch das Versprechen von Zugehörigkeit und Sinnstiftung durch eine Ideologie oder einen charismatischen Führer, entsteht das toxische psychologische Klima, das Radikalisierung antreibt. In der Veranstaltung am Mittwoch steht für Mazda Adli eine Frage klar im Zentrum: „Können Psychiatrie und Psychotherapie helfen, wirksame Maßnahmen zur Prävention von Radikalisierung zu entwickeln?“

 

 

Die Termine

Diskussionsforum:

Mittwoch, 25.11.2015, 15:30Uhr

Weitere Informationen im Programm zum DGPPN-Kongress

Pressekonferenz:

Donnerstag, 26.11.2015, 12:00Uhr

Weitere Informationen auf der Presseseite des DGPPN-Kongresses

World Health Summit 2015 Berlin

"We shouldn't look at the current situation as a crisis - we should deal with it." (Mazda Adli)

Stress and the City - Flight, Migration and Mental Health (direkt zum Videoportrait)

 

Insbesondere die letzten zwei Jahre standen im Zeichen wesentlicher Migrationsbewegungen und der Ankunft zahlreicher Flüchtlinge in Europa. Migrations- und Fluchtbewegungen münden meistens in die schnell wachsenden Städte unserer Welt. Die Städte werden damit zu wesentlichen sozialen Integrationsmotoren. Insbesondere Verwaltungen und Gesundheitseinrichtungen müssen sich auch mit Traumatisierung, kulturellen Unterschieden, Sprachbarrieren, Armut und sozialem Ausschluss betroffener Menschen auseinandersetzen. Das ist eine enorme Herausforderung für die Gestaltung von Integrationsprozessen insgesamt. Gelingt es nicht, diese Aufgaben zu bewältigen, entstehen soziale Konflikte, Misstrauen und Reibungen zwischen Migranten und Bewohnern. Davon ist auch die psychische Gesundheit aller Beteiligten betroffen. Städte und Kommunen brauchen daher gute Public Health Strategien als Bestandteil des Versorgungsprogramms für Flüchtlinge und Migranten. Dazu muss das Vorgehen zwischen Verwaltungen, Gesundheitsdienstleistern, Wissenschaft und Zivilgesellschaft optimal abgestimmt werden.

 

Die Veranstaltung, die wir gemeinsam mit der Alfred Herrhausen Gesellschaft beim World Health Summit 2015 eingebracht haben, hat sich genau diesen Fragen gewidmet. Vertreter aus Psychiatrie, Psychologie, Politik und Zivilgesellschaft haben gemeinsam über Konsequenzen und Strategien für die öffentliche Gesundheitsversorgung diskutiert. 
 

Die Workshop Leitung:

PD Dr. Mazda Adli

Fliedner Klinik Berlin, Chefarzt
Charité-Universitätsmedizin Berlin,

Leiter der Arbeitsgruppe Affektive Störungen

(Depression und Manie)

 

Ute Weiland

Alfred Herrhausen Gesellschaft

Das International Forum der Deutschen Bank

Stellvertretende Geschäftsführerin

 

 

Die Vortragenden:

Sir Robin Murray

King's College London

Professor, Psychosis Studies

Dr. Kenneth Miller

War Child Holland
Senior Psychosocial Advisor

 

Prof. Dr. Dr. Andreas Heinz

Charité-Universitätsmedizin Berlin
Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Jaqueline Weekers

International Organization für Migration
Senior Migration Health Policy Advisor,

Migration Health Devision

   

 

Wir bedanken uns bei der Alfred Herrhausen Gesellschaft für die Finanzierung der Filmdokumentation

 

Hintergrund

PD Dr. Mazda Adli, Chefarzt der Fliedner Klinik Berlin, gehört zu den Initiatoren des World Health Summit, der seit 2009 jährlich unter Schirmherrschaft der Bundeskanzlerin und des französischen Staatspräsidenten in Berlin stattfindet. Er bringt Politik, Wissenschaft, Privatsektor und Zivilgesellschaft zu den drängenden globalen Gesundheitsfragen zusammen. In diesem Jahr wurde der 7. World Health Summit (WHS) von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und WHO-Direktorin Margret Chan eröffnet. Der Präsident des WHS, Prof. Dr. Detlev Ganten, ist im Beirat der Fliedner Klinik Berlin.

Interpersonelle Integrative Therapie für Flüchtlinge

“Dieses Projekt ist aus dem mitmenschlichen Bedürfnis heraus entstanden, zu helfen – und dabei die eigene Expertise einzubringen." (Prof. Eva-Lotta Brakemeier)

Ehrenamtlich getragenes Kurzzeit-Hilfsprogramm für Flüchtlinge mit psychischen Störungen

24 psychologische und ärztliche Psychotherapeutinnen und -therapeuten und 6 professionelle Dolmetscherinnen und Dolmetscher kamen in den letzten Wochen in der Psychologischen Hochschule Berlin (PHB) und dem St. Hedwigs Klinikum der Charité zu besonderen Workshops zusammen. Themen waren das Training in Interkulturellen Kompetenzen sowie die Interpersonelle Therapie (IPT). Dabei handelt es sich um eine Modifikation der in der Depressionsbehandlung bewährten Kurzzeittherapie, ergänzt um den Aspekt der Integration und maßgeschneidert für die spezielle Situation von Flüchtlingen. Hintergrund ist das ‚Interpersonelle Integrative Modellprojekt für Flüchtlinge’, das Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier von der PHB und PD Dr. Meryam Schouler-Ocak, leitende Oberärztin der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig Krankenhaus, gemeinsam ins Leben gerufen haben. Ziel sei es, ein schnell implementierbares Hilfsprogramm für psychisch kranke Flüchtlinge mit anerkanntem Asylverfahren zu ermöglichen

...lesen Sie hier den ganzen Artikel.

 

 

 

Sie wollen helfen?

Im Rahmen des IITF-Modellprojektes

 

Derzeit beginnen die ersten Therapien. Sollten Sie anerkannte Flüchtlinge mit psychischen Störungen kennen, können Sie diese gerne an das Projekt vermitteln.

 

Wenn Sie sich als Psychotherapeut, Arzt, Sozialarbeiter oder arabisch sprechender Helfer ab Mitte Dezember bzw. Januar einbringen möchten, können Sie sich ebenfalls gerne melden.

 

In allen Fällen schreiben Sie bitte eine E-Mail an:

 

fluechtlinge-iitr@psychologische-hochschule.de

In Ihrer Arbeit als Psychotherapeut

 

Auch die Bundespsychotherapeutenkammer engagiert sich dafür, dass Psychotherapeuten die Möglichkeit gemäß §§ 4 und 6 im Asylbewerberleistungsgesetz nutzen, und Psychotherapien für Flüchtlinge bei der zuständigen Sozialbehörde beantragen. Dies kann der behandelnde Psychotherapeut unabhängig davon tun, ob er einen Kassensitz hat, in einer Privatpraxis oder einem psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge und Folteropfer tätig ist. Diese Leistung ist für die ersten 15 Monate des Aufenthalts gedacht, danach haben Flüchtlinge in der Regel Anspruch auf die gesetzliche Krankenversicherung.

 

 Weitere Informationen zur befristeten Ermächtigung zur Psychotherapie für Migranten finden Sie hier.

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Impressum:

Fliedner Klinik Berlin

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Markgrafenstraße 34   

10117 Berlin

 

Redaktion:

Dr. Dipl.-Psych. Jürgen Ortmann

juergen.ortmann@fliednerklinikberlin.de

Tel.: (030) 20 45 97 -0 

 

Katharina Hajek

katharina.hajek@fliednerklinikberlin.de