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15.05.2018 09:05

Pflege und Familie - das geht!

Zwei Auszubildende im Dorf am Hagebölling vereinbaren Familie und Beruf — Dank des Arbeitgebers


Morgens, 5.00 Uhr, Kerstin Roder (23) begrüßt den Tag. Den ersten Schluck Kaffee trinkt sie noch für sich allein. Dann heißt es die anderthalb jährige Tochter wecken, anziehen, auf die Kita vorbereiten. Möglichst leise geht sie dabei vor, denn ihr Mann arbeitet nachts und holt sich jetzt den verdienten Schlaf. Zur gleichen Zeit nehmen auch die Rituale bei Sebastian Schmidt ihren Lauf. 5.00 Uhr aufstehen, die beiden 4- und 5-jährigen Nachkommen aufwecken, Frühstück zubereiten und für die Kita fertig machen. Allerdings ist Sebastian Schmidt alleinerziehend und managt Haushalt, Kinder und Beruf allein. Der Beruf ist es, was die beiden jungen Familien vereint, denn Sebastian Schmidt und Kerstin Roder machen ihre Ausbildung im Dorf am Hagebölling, in der Altenpflege. Beide genießen Sonderrechte, eingeräumt von Einrichtungsleiterin Bettina Huter.

 

Im früheren Job nicht glücklich
„Die Kita öffnet um 7.00 Uhr“, sagt Kerstin Roder. Also beginnt ihre Schicht nicht wie üblich um 6.30 Uhr, sondern eine Stunde später. Als alleinerziehender Vater absolviert Sebastian Schmidt die Ausbildung sogar in Teilzeit und hat zudem an den Wochenenden sowie an Feiertagen frei. „Dann hat die Kita zu“, sagt der 28-Jährige, der in seinem vorherigen Berufsleben Einzelhandelskaufmann war. Auch Kerstin Roder begann zunächst eine Ausbildung als Sozialversicherungsfachangestellte. Beide waren nicht glücklich mit den ersten Berufserfahrungen. Zu viel Bürokratie und Schreibtisch, wenig Abwechslung. „Unsere Bewohnerinnen und Bewohner geben mir ein direktes Feedback auf die Arbeit, man bekommt so viel mehr zurück als man gibt, das ist toll.“ Kerstin Roder bereut den Schritt nicht. Auch Sebastian Schmidt ist froh über seine Entscheidung: „Die Geschichten hinter den Menschen, die Lebenserfahrungen sind so wichtige Momente für mich, es ist jedes Mal aufs Neue beeindruckend.“

 

Pflege kann Familie und Job vereinen
Raus aus den Büro-Jobs, rein in die Pflege also und das wegen der familienfreundlichen Zeiten. Dass dies besonders klingt und nur mit einem flexiblen Arbeitgeber möglich ist, liegt auf der Hand. „Wir haben beide viele Absagen von anderen Einrichtungen erhalten“, gesteht Kerstin Roder. Im Dorf am Hagebölling sei man da offener gewesen. „Wir versuchen das jetzt einfach“, signalisierte Einrichtungsleiterin Bettina Huter und begrüßte kurze Zeit später zwei motivierte neue Auszubildende. Um viel Verständnis bei den Mitarbeitenden musste gar nicht erst geworben werden. „Die meisten sind selbst Eltern, daher sei Neid nie ein Thema“, sagt Bettina Huter, Sebastian Schmidt ergänzt lachend: „Die wissen, dass ich nach der Schicht noch lange nicht frei habe.“ In der Theodor Fliedner Stiftung können Einrichtungen flexible Modelle testen. „Das klappt nicht immer, aber wir versuchen es“, betont Carsten Bräumer, Vorstandsvorsitzender der Stiftung mit Hauptsitz in Mülheim. Nicht nur als diakonischer Träger sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf von großer Bedeutung, man müsse auch der Realität ins Auge blicken und sich durch moderne Modelle von der Konkurrenz abheben. „Pflegekräfte können sich in der Regel den Arbeitgeber aussuchen, da zählt im Arbeitgeber-Vergleich eben das Mehr.“